Rüstungsaktien gehören zu den meistdiskutierten Bereichen der europäischen Börsenlandschaft. Seit 2024 steigen die Verteidigungsausgaben in Europa und weltweit deutlich an, ausgelöst durch geopolitische Spannungen, Modernisierungsprogramme und die Notwendigkeit, die Einsatzbereitschaft der Armeen zu erhöhen. Deutschland hat sich verpflichtet, dauerhaft mindestens zwei Prozent des BIP in die Verteidigung zu investieren, was die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung, Sensorik, Luftfahrttechnik und Marineplattformen massiv erhöht.
Im Jahr 2025 stehen deutsche Rüstungsunternehmen im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit. Während Konzerne wie Rheinmetall Rekordaufträge verzeichnen, profitieren auch spezialisierte Hersteller wie Hensoldt oder Renk von der Modernisierung europäischer Streitkräfte. Dieser Artikel präsentiert die wichtigsten deutschen Rüstungsaktien, ordnet ihre Rolle in der Verteidigungsindustrie ein und zeigt, welche Entwicklungen den Markt 2025 prägen.
Rechtlicher Hinweis (Disclaimer)
Die nachfolgende Veröffentlichung dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellt weder eine Anlageberatung noch Empfehlung im Sinne des § 2 Abs. 2 Nr. 4 WpIG oder der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 (MAR) sowie keine steuerliche Beratung (§ 5 RDG, §§ 2 ff. StBerG) dar. Investitionen in Finanzinstrumente sind mit Risiken verbunden und können zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen. Genannte Unternehmen oder Wertpapiere dienen ausschließlich der Illustration und sind nicht als Empfehlung zu verstehen.
1. Renk (R3NK / ISIN: DE000RENK730)
Renk ist einer der bedeutendsten deutschen Herstellers von Antriebs- und Getriebesystemen für Kampfpanzer, Artillerieplattformen und schwere Militärfahrzeuge. Die Produkte des Unternehmens kommen unter anderem im Leopard‑2‑Panzer sowie in internationalen Panzerprogrammen zum Einsatz. Die steigende Nachfrage nach schweren Landplattformen in Europa hat zu einer starken Auftragslage geführt.
Seit 2024 verzeichnet Renk wachsende Umsätze, insbesondere durch Modernisierungsprogramme bestehender Panzerflotten und die Ausweitung europäischer Verteidigungsbudgets. Der Börsengang im Jahr 2024 führte zu zusätzlicher Liquidität und einer erhöhten Sichtbarkeit am Kapitalmarkt.
Analysten weisen darauf hin, dass Renk von langfristigen europäischen Sicherheits- und Modernisierungsprogrammen profitieren könnte, sofern die staatlichen Budgets wie geplant umgesetzt werden. Die Aktie zeigt eine hohe Korrelation zu geopolitischen Entwicklungen, da staatliche Beschaffungen die wichtigste Umsatzquelle darstellen.
Rheinmetall ist Deutschlands größter Rüstungskonzern und einer der wichtigsten europäischen Hersteller von Waffensystemen, Munition, militärischen Fahrzeugen und Flugabwehrsystemen. Der Konzern ist zudem im DAX‑40 vertreten, was die internationale Sichtbarkeit und Liquidität der Aktie erhöht.
2024 und 2025 erlebt Rheinmetall stark steigende Auftragseingänge, insbesondere in den Bereichen Munition, Drohnenabwehr, Lenkflugkörper, Artilleriesysteme und gepanzerte Fahrzeuge. Deutschland, die NATO‑Staaten und mehrere außereuropäische Länder haben umfangreiche Beschaffungsprogramme gestartet, die Rheinmetall über Jahre hinweg stabile Umsätze sichern.
Dank seiner breiten Produktpalette ist der Konzern in vielen modernen Verteidigungsprogrammen vertreten. Die Entwicklung des Unternehmens hängt jedoch weiterhin maßgeblich von zukünftigen Regierungsaufträgen und politischen Entscheidungen ab.
3. Hensoldt (HAG / ISIN: DE000HAG0005)
Hensoldt ist ein führender Anbieter von Radar‑, Sensor‑ und optoelektronischen Systemen und spielt eine Schlüsselrolle bei der militärischen Aufklärung, Überwachung und elektronischen Kampfführung. Das Unternehmen ist ein wichtiger Partner für Airbus Defence & Space und zahlreiche europäische Streitkräfte.
Die Nachfrage nach hochmodernen Radarsystemen, elektronischer Kriegsführung, Drohnendetektion und sensorgestützten Schutzsystemen ist seit 2024 stark gestiegen. Hensoldt profitiert zudem von strategischen Regierungsentscheidungen, die Europa unabhängiger von US‑Zulieferern machen sollen.
Die Aktie zeigte 2024–2025 einen Aufwärtstrend, der unter anderem durch neue Aufträge und Kooperationen beeinflusst wurde. Wie stark sich dieser Trend fortsetzt, hängt von politischen Rahmenbedingungen und weiteren Beschaffungsentscheidungen ab.
4. MTU Aero Engines (MTX / ISIN: DE000A0D9PT0)
MTU Aero Engines ist ein zentraler Partner im militärischen Luftfahrtbereich und liefert Triebwerkskomponenten und Wartungsleistungen für zahlreiche militärische Flugprogramme. Dazu gehören insbesondere der Eurofighter und verschiedene NATO‑Luftfahrzeuge.
Der Rüstungsbereich von MTU profitiert seit 2024 von steigenden Budgets für Militärflugzeuge und Ersatzteile. Internationale Luftwaffen modernisieren ihre Flotten, was MTU stabile langfristige Aufträge sichert.
Die Aktie reagiert jedoch sensibler auf konjunkturelle Faktoren als reine Rüstungswerte, da MTU auch eine große zivile Sparte besitzt.
5. ThyssenKrupp (TKA / ISIN: DE0007500001)
ThyssenKrupp ist über seine Marinesparte ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) einer der wichtigsten europäischen Hersteller von U‑Booten und Marineplattformen. TKMS ist global bekannt für die erfolgreichen U‑Boot‑Klassen 212A und 214.
Seit 2024 erhält TKMS zunehmend Großaufträge aus Europa, Asien und dem Nahen Osten, was dem Konzern neue Impulse für sein Marinegeschäft verschafft. Die Produktion von Fregatten und modernen Überwasserschiffen bleibt ebenfalls ein zentraler Umsatztreiber.
Da ThyssenKrupp ein breit aufgestellter Industriekonzern ist, zeigt die Aktie stärkere Schwankungen als spezialisierte Rüstungsunternehmen.
Gibt es deutsche Defense‑ETFs?
Derzeit existiert kein ETF, der ausschließlich deutsche Rüstungsunternehmen abbildet. Allerdings bieten mehrere europäische Verteidigungs‑ETFs Zugang zu deutschen Aktien wie Rheinmetall, Hensoldt, Airbus oder MTU.
Solche ETFs eignen sich für Anleger, die breit gestreut investieren möchten, ohne direkt einzelne Rüstungsaktien auszuwählen. Sie umfassen häufig Unternehmen aus den Bereichen Luft‑ und Raumfahrt, Verteidigungstechnologie und Sicherheitslösungen.
Internationale Alternativen
Neben deutschen Unternehmen gibt es weltweit mehrere bedeutende Rüstungskonzerne mit hoher Marktkapitalisierung und stabiler Auftragslage.
Lockheed Martin (ISIN: US5398301094 · Ticker: LMT)
Lockheed Martin ist der größte Rüstungskonzern der Welt und produziert unter anderem den F‑35‑Kampfjet, Raketenabwehrsysteme und Weltraumsensorik.
Northrop Grumman (ISIN: US6668071029 · Ticker: NOC)
Northrop Grumman ist führend in den Bereichen Raketenabwehr, bemannte und unbemannte Luftfahrt sowie Militärsatelliten.
BAE Systems (ISIN: GB0002634946 · Ticker: BA.)
BAE Systems ist ein bedeutender NATO‑Lieferant und produziert Panzerfahrzeuge, U‑Boote und Luftverteidigungssysteme.
RTX Corporation (ISIN: US75513E1010 · Ticker: RTX)
Das Unternehmen ist stark im Bereich Raketen, Luftverteidigung, Radarsysteme und militärische Elektronik vertreten.
Leonardo S.p.A (ISIN: IT0003856405 · Ticker: LDO)
Leonardo ist ein großer europäischer Rüstungskonzern und produziert Hubschrauber, Drohnen, Flugzeuge und elektronische Systeme.
Sind Rüstungsaktien eine gute Investition?
Rüstungsaktien werden oft kontrovers diskutiert, zeigen jedoch seit mehreren Jahren ein starkes strukturelles Wachstum. Viele europäische Staaten investieren seit 2024 massiv in ihre Verteidigung und modernisieren ihre Armeen, was langfristige Auftragsbestände schafft.
Für Anleger können Rüstungsaktien Stabilität in geopolitisch unsicheren Zeiten bieten. Sie reagieren jedoch empfindlich auf politische Entscheidungen, Exportregelungen und Haushaltsverhandlungen.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
Steigende Verteidigungsbudgets: führen zu langfristig planbaren Umsätzen.
Langfristige Auftragsbücher: viele Verträge laufen über mehrere Jahre oder Jahrzehnte.
Technologische Führungsrollen: Unternehmen entwickeln Hightech-Systeme wie Drohnen, Sensoren oder elektronische Kampfführung.
Hohe Nachfrage in Krisenzeiten: geopolitische Spannungen erhöhen die Beschaffungsbereitschaft.
Nachteile
Moralische Bedenken: viele Anleger lehnen Investitionen in Waffenhersteller grundsätzlich ab.
Politische Risiken: Exportregeln, Haushaltsentscheidungen oder Regierungswechsel beeinflussen die Umsätze stark.
Abhängigkeit von staatlichen Aufträgen: ein Großteil der Einnahmen hängt von politischen Entscheidungen ab.
Hohe Volatilität: die Aktien reagieren oft stark auf internationale Nachrichten und geopolitische Ereignisse.
Was beeinflusst die Preise von Rüstungsaktien?
Zu den wichtigsten Kursfaktoren gehören:
Verteidigungsbudgets: Höhere staatliche Ausgaben erhöhen die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung.
Geopolitische Spannungen: Internationale Konflikte und Bedrohungslagen wirken oft als Kursanstiegstreiber.
Exportgenehmigungen: Politische Freigaben oder Einschränkungen beeinflussen Umsatz und Auftragslage direkt.
Technologische Innovationen: Neue Systeme wie Drohnen, Sensorik oder Raketen stärken die Marktposition einzelner Unternehmen.
Auftragslage: Langfristige Regierungsaufträge sorgen für stabile Einnahmen und höhere Bewertungssicherheit.
Prognose für die kommenden Jahre
In den kommenden Jahren rechnen viele Analysten mit weiter steigenden Verteidigungsbudgets in Europa, auch wenn das Tempo je nach Staat und Haushaltslage variieren kann. Deutschland hat angekündigt, das Zwei‑Prozent‑Ziel der NATO dauerhaft erreichen zu wollen, und zahlreiche Länder in Mittel‑ und Osteuropa bauen ihre Landstreitkräfte, Luftabwehr und Munitionsvorräte aus. Davon profitieren vor allem Unternehmen, die gepanzerte Fahrzeuge, Artilleriesysteme, Sensorik, Luftverteidigung und Marineplattformen liefern.
Für 2025 steht bei deutschen Rüstungsaktien insbesondere im Fokus, wie schnell genehmigte Projekte tatsächlich in konkrete Aufträge und Umsätze umgesetzt werden. Verzögerungen bei Ausschreibungen, Exportentscheidungen oder Industriepartnerschaften können zu kurzfristigen Kursschwankungen führen, während bestätigte Großaufträge (etwa für Munition, Luftverteidigung oder Panzerkooperationen) die Visibilität der Gewinne erhöhen. Gerade Rheinmetall, Hensoldt, Renk und TKMS gelten als zentrale Profiteure der europäischen Nachrüstungswelle.
International bleibt der US‑Markt der wichtigste Einzelmarkt für Rüstungsausgaben, wodurch große US‑Konzerne wie Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon oder General Dynamics regelmäßig umfangreiche Regierungsaufträge erhalten. Gleichzeitig verstärken asiatische Staaten wie Japan und Südkorea ihre Verteidigungsanstrengungen, was zusätzlichen Bedarf nach Luftverteidigung, Marine- und Luftfahrtsystemen schafft. Mehrere Analysten gehen davon aus, dass die globale Rüstungsindustrie mittelfristig weiter wachsen könnte, wobei das tatsächliche Tempo stark von geopolitischen Entwicklungen und Haushaltsentscheidungen abhängen wird.
Gleichzeitig sollten Anleger berücksichtigen, dass politische Weichenstellungen (etwa Friedensinitiativen, Haushaltskürzungen, Exportauflagen oder Regierungswechsel) die Perspektiven einzelner Unternehmen deutlich verändern können. Rüstungsaktien bleiben daher ein Sektor mit erhöhtem Chancen‑Risiko‑Profil, in dem strukturelles Wachstum und politische Eingriffe eng nebeneinanderstehen.
Fazit
Rüstungsaktien 2025 stehen im Zeichen steigender Verteidigungsausgaben, umfangreicher Modernisierungsprogramme und anhaltender geopolitischer Unsicherheit. Deutsche Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt, Renk, MTU Aero Engines und ThyssenKrupp (über TKMS) spielen eine bedeutende Rolle in der europäischen Verteidigungsindustrie und verfügen derzeit über umfangreiche bestätigte Aufträge.
Für Anleger bieten diese Titel die Möglichkeit, an einem strukturell wachsenden Sektor zu partizipieren, der in vielen Staaten als sicherheitspolitische Priorität gilt. Gleichzeitig sind moralische Aspekte, politische Risiken, Exportauflagen und eine mögliche Normalisierung der Verteidigungshaushalte Faktoren, die bei jeder Investmententscheidung sorgfältig abgewogen werden sollten.